Ulmerfeld-Hausmening-Neufurth

Entstehung – Freisinger

Das Gebiet rund um Ulmerfeld war, wie große Teile des heutigen Ostösterreich, im Frühmittelalter bis ins 10. Jahrhundert hinein politisch umstritten zwischen Karolingerreich und den Ungarn. Nach dem Sieg über die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg 955 stabilisierten sich die Grenzen zwischen Karolingerreich und Ungarn. Insbesondere bayrische Bistümer und Klöster erhielten Land, im Gegenzug dazu wurde ihnen die Verpflichtung auferlegt, diese Gebiete nutzbar zu machen. 995 erhielt der Bischof von Freising im Rahmen eines Tauschgeschäftes Land in der Gegend von Ulmerfeld. In der Urkunde, in der dieses Tauschgeschäft bestätigt wurde, taucht zum ersten Mal der Name der Gegend auf: „Z’Udamares Felt“. Diese Bezeichnung, auf die der Name Ulmerfeld zurückgeht, kann man mit „Bei Othmars Feld“ ins Neuhochdeutsche übersetzen.

Freising baute rund um Ulmerfeld und Waidhofen/Ybbs in den folgenden Jahrhunderten ein Herrschaftsgebiet aus, das zu den größeren geistlichen Besitzungen in Niederösterreich zählte. Allein die Herrschaft Ulmerfeld, dessen Verwaltungszentrum das Schloss Ulmerfeld bildete, umfasste im 17. Jahrhundert ca. 4.000 Untertanen.

Es ist anzunehmen, dass die Freisinger Bischöfe nach dem Eintausch von Ulmerfeld daran gegangen sind, Strukturen vor Ort einzurichten, allerdings wissen wir darüber wenig. Aus bauhistorischen Untersuchungen ist bekannt, dass die ältesten Bauteile des Schlosses Ulmerfeld auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren sind: Der ursprünglich nur eingeschossige Palas, die Ringmauern sowie die Außenwände des an die Kapelle anschließenden Wohntrakts. Möglicherweise gab es einen hölzernen Vorgängerbau, aber das lässt sich nicht nachweisen. 1316 ist die erste schriftliche Nennung von Schloss (bzw. Burg) Ulmerfeld überliefert: „castrum Vdmaruelt“.

In die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts lässt sich die planmäßige Anlage des Marktes Ulmerfeld (d. h. des Marktplatzes mit umliegender Verbauung) zurückverfolgen. Ziel war es, den Verwaltungsmittelpunkt (Schloss) mit einem wirtschaftlichen Mittelpunkt (Markt) zu ergänzen. Auf die enge Zusammengehörigkeit von Schloss und Markt deutet auch der Umstand, dass die Marktbefestigung (ursprünglich 1390 als Mauer rund um den Markt errichtet) in die Ringmauern der Burg überging. Eine formelle Erhebung zum Markt fand erst 1337 statt, aber es liegt auf der Hand, dass Ulmerfeld bereits vorher die Funktion eines Marktes hatte.

 

Baugeschichte des Schlosses

Schloss Ulmerfeld war hauptsächlich Verwaltungsmittelpunkt der Grundherrschaft, daneben kam dem Gebäude aber auch eine repräsentative und eine militärische Funktion zu: der mittelalterliche Wehrbau wurde im 15. Jahrhundert und frühen 16. Jahrhundert (einer Zeit, in der Feuerwaffen an Bedeutung stark zunahmen) insofern verstärkt, als der äußere Graben um das Schloss verbreitert und die beiden Ringtürme (einer davon der Hexenturm) gebaut wurde. Bereits 1399 wird, anschließend an die Brücke über den inneren Graben, ein Torwärterhaus gebaut, das beim Marktbrand 1852 zerstört wurde. Einer Belagerung hätte Ulmerfeld nicht standgehalten, aber immerhin gelang es noch im 17. Jahrhundert die türkischen Streifscharen in der Gegend abzuschrecken und so von einer Plünderung abzuhalten.

Das Schloss Ulmerfeld wurde während seiner gesamten Geschichte aus- und umgebaut. Dazu zählte beispielsweise die durchgängige Aufstockung im Bereich Palas bzw. Torbereich bzw. allgemein der massive Ausbau des Torbereichs im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts. In dieser Phase wurde der Bergfried gebaut, ebenso wie die Schlosskapelle. Die Kapelle war dem hlg. Ulrich geweiht, der im 10. Jhdt. Bischof von Augsburg war und einen großen Beitrag zur Zurückdrängung der Ungarn hatte. Sie ist eines der wenigen Beispiele einer komplett ausgemalten Kapelle des 14. Jahrhunderts im östlichen Österreich. Erste Gestaltungselemente stammen aus der Zeit der Errichtung der Kapelle (also um 1320). Um 1360/70 erfolgte eine komplette malerische Neugestaltung der Kapelle durch einen offenkundig oberitalienisch geschulten Maler. Das untere Drittel etwa hat sich nicht erhalten. Erkennbar sind zwei Bilderzyklen, die an der Ostwand beginnen. Die obere Bildreihe stellt in sieben Bogenfeldern Szenen aus dem Marienleben dar. Darunter sind in acht rechteckigen Bildfeldern Darstellungen aus der Ulrichslegende.

 

Grundherrschaft Ulmerfeld

Schloss Ulmerfeld war das Zentrum der gleichnamigen Herrschaft, die bis 1802 im Besitz der Bischöfe von Freising war. Grundherren übten vom Mittelalter bis zu deren Auflösung 1848 umfangreiche Aufgaben aus: Sie bewirtschafteten Land in Eigenregie, zogen Steuern für den Landesfürsten ein, waren Gerichtsherren über ihre Untertanen, fungierten als notarielle und (im modernen Sinne) polizeiliche Einrichtungen und waren besonders im Mittelalter auch für den militärischen Schutz der Untertanen zuständig. Die Untertanen wiederum mussten Abgaben in Geld oder in Form von Naturalabgaben (Korn, Vieh) leisten, zudem waren sie verpflichtet, eine gewisse Anzahl an Tagen pro Jahr kostenlos für den Grundherren zu arbeiten (Robot).

Die Grundherrschaft Ulmerfeld war ein relativ geschlossenes Gebiet, das in der Nord-Süd-Ausdehnung von Greinsfurth bis Randegg, in der Ost-West-Ausdehnung von Euratsfeld bis Neuhofen reichte. Vertreter des Grundherren vor Ort war ein „Pfleger“ (in Ulmerfeld zumeist „Hauptmann“ oder „Administrator“ genannt). 1802 wird das Fürstbistum Freising aufgehoben und sakularisiert, die Herrschaft Ulmerfeld ging zunächst in Staatsbesitz über. 1823 wurde die Herrschaft an Graf Wickenburg verkauft. 1848 wurden die Grundherrschaften in Österreich aufgehoben, damit endete die Funktion des Schlosses als Herrschaftssitz endgültig. 1862 ging das Schloss an den Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, der es 1870 an die neu gegründete Theresientaler Papierfabrik vermietete, die im Schloss Arbeiterwohnungen einrichtete. 1930 schließlich kaufte die Neusiedler AG das Schloss, das 1965 unter Denkmalschutz gestellt wurde. 1975 erwarb die Stadtgemeinde Amstetten Schloss Ulmerfeld und ließ es 1985 bis 1994 restaurieren und umgestalten.

Markt Ulmerfeld

Der Markt Ulmerfeld war eine planmäßig angelegte Siedlung aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ab 1316 wird es in einem Dokument als Markt bezeichnet, 1337 wird Ulmerfeld der Wochenmarkt bestätigt. Parallel zum Ausbau des Schlosses als Zentrum der Grundherrschaft versuchten die Bischöfe von Freising also auch den Markt Ulmerfeld auszubauen. Dazu zählte auch das 1338 gegründete Spital von Ulmerfeld westlich der Pfarrkirche: Bis zu acht Personen aus der Herrschaft, die sich selbst durch Arbeit nicht mehr ernähren konnten und auch keine familiäre Unterstützung hatten, konnten hier versorgt werden. Bezeugt ist ferner eine Schule mit einem eigenen Lehrer, der neben seiner Unterrichtstätigkeit v.a. dem Pfarrvikar von Ulmerfeld assistieren musste.

Der Markt Ulmerfeld wurde aber nie zu jenem regionalen wirtschaftlichen Zentrum, wie es sich die Freisinger Bischöfe erhofft hatten. Dazu war die Lage zu ungünstig, die wesentlichen regionalen Verkehrsrouten liefen nicht direkt an Ulmerfeld vorbei. Insofern entwickelte sich der Markt auch nur bescheiden: 1767 zählte man 149 Einwohner. Die meisten Einwohner waren „Bürger“, was ihnen bescheidene politische Beteiligungsrechte und die Ausnahme von einigen grundherrlichen Abgaben sicherte. Wirtschaftliche Grundlage der Bürger waren Handwerk und Gewerbe (v.a. Wirte, Bäcker, Fleischhauer) in Verbindung mit Landwirtschaft. Alles, was an landwirtschaftlichen Gütern über den Eigenbedarf hinaus produziert wurde, musste nach Waidhofen geliefert werden, von wo diese Erzeugnisse zur Versorgung der Bergbauregion im Bereich Erzberg weiter geliefert wurde.

In den napoleonischen Kriegen wurden Markt und Schloss Ulmerfeld 1800-1801, 1805-1806 und 1809 durch Besetzungen, Plünderungen und Einquartierungen in Mitleidenschaft gezogen.

Hausmening

Hausmening, das 1849 zur eigenständigen politischen Gemeinde wurde, war bis zum letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ein unbedeutendes, praktisch ausschließlich agrarisch geprägtes Dorf, das im Schatten des Marktes Ulmerfeld stand. Dies sollte sich aber mit der Gründung der Theresienthaler Papierfabrik 1868 ändern. Ursprünglich von Anton Pokorny und Josef Hiebl gegründet, wurde der Betrieb bereits 1872 an die Firma Ellissen und Roeder verkauft. Die rasant steigende Bedeutung der Papiererzeugung und der Holzverarbeitung wurde auch durch den Bau der Ybbstalbahn erleichtert und zeigt sich auch an den Bevölkerungszahlen: Während Hausmening 1837 noch 264 Einwohner*innen zählte, waren es 1910 bereits 1.705! Der überwiegende Teil dieses Wachstums geht auf Zuwanderung zurück, darunter nicht wenige tschechische Papierarbeiter und ihre Familien. Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Theresienthaler AG eine Tochtergesellschaft der Neusiedler AG. In der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts lag die Grundlage für die – im Unterschied zu Ulmerfeld – überwiegend sozialdemokratische Gemeindevertretung in Hausmening nach dem Ersten Weltkrieg. Trotzdem Hausmening eine sozialdemokratische Hochburg war, blieb der Ort während des Schutzbundaufstandes im Februar 1934 weitgehend ruhig.

Zeit ab 1938

Der „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland 1938 brachte erstmals die bis 1946 bestehende Zusammenlegung der beiden Gemeinden Ulmerfeld und Hausmening im Rahmen einer gemeinsamen „Bürgermeisterei“ 1940. Wesentlicher aber war die Auflösung missliebiger Vereine und die Einschüchterung kritischer Stimmen durch die Nazis. In kleinem Maßstab zeigte sich auch in Ulmerfeld und Hausmening die „Arisierung“ jüdischen Besitzes und die Vertreibung bzw. Ermordung der jüdischen Bevölkerung: Der Besitz der seit 1899 in Hausmening ansässigen jüdischen Familie Mahler wurde 1938 enteignet, ein großer Teil der Familie in Vernichtungslagern ermordet.

Bis 1945 fielen 129 Männer aus Ulmerfeld und Hausmening als Soldaten der Deutschen Wehrmacht, vier Menschen in Hausmening wurden durch eine amerikanische Fliegerbombe getötet.

Zusammenlegung Großgemeinde Amstetten

Nach 1945 lagen die beiden Gemeinden in der sowjetischen Besatzungszone. Die ersten Jahrzehnte nach dem Krieg waren geprägt vom Wiederaufbau und dem sukzessiven Ausbau der Infrastruktur: 1953 etwa konnte in Hausmening die neue Hauptschule fertiggestellt werden. 1964 wird die Wasserversorgungsanlage vollendet. Erst 1970 konnte die Kanalisation in Angriff genommen werden.

Nachdem 1946 die erste Gemeindezusammenlegung von Ulmerfeld und Hausmening wieder beendet worden war, folgte 1965 eine zweite Phase der gemeinsamen Gemeindeverwaltung, die durch ein großes Gemeindezusammenlegungsprojekt des Landes Niederösterreich begünstigt wurde. Trotz dieser Zusammenlegung und trotz heftiger Widerstände v.a. aus Ulmerfeld folgte mit 1972 die Zusammenlegung mit Amstetten zur heutigen Großgemeinde.

Topothek Ulmerfeld-Hausmening-Neufurth

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